Bin ich in der Warteschleife einer anderen Warteschleife?

Warum sind manche so geizig mit ihrer Zeit, immer total beschäftigt oder plötzlich erkältet? Weil sie parallel daten und es mehrere Kandidaten/innen gibt


Der Mann meldet sich einfach nicht, schickt keine Nachricht, nichts!

Ich hatte euch ja im Beitrag “Warum finden tolle Frauen über 40 keine tollen Männer” von meiner Freundin M. und diesem interessanten Mann berichtet, dem wundervollen ersten Date am Montag, aber dass er ihr erst für Sonntag das nächste Treffen zusagte, obwohl er auch vorher Zeit gehabt hätte.
Wie erwähnt, hatte er ihr am Do mittags geschrieben, „bin bis Sonntag komplett ausgebucht und werde heut abend das Wochenende durchplanen, geb dir dann Bescheid“.
Ein Mann, der auf eine Frau steht und sie wiedersehen will, muss eigentlich nicht erst sein WE “durchplanen”, um dann der Frau Bescheid zu geben, welches Zeitfensterchen für sie da noch übrig ist. Er bezieht sie in die Planung mit ein. M´s Date-Partner war wohl nicht so rasend begeistert von ihr, wie sie das gern gehabt hätte. Wir rechneten also ein bisschen damit, dass er abends so lange wie möglich abwarten würde, ob sich nicht noch ein Treffen mit einer anderen Frau ergäbe, und ihr dann für Sonntag irgendeine Zeitlücke zuschieben würde. Es kam fast noch schlimmer: Er schrieb um 21.07 Uhr: „Gute Nacht!“
Häh? Um 21.07 Uhr??
Blödes Whatsapp. Blöde Whatsapp-Kultur. Statt zu telefonieren, speist man jemand mit einer 2-Wörter-Nachricht ab und denkt, man ist aus dem Schneider. Nicht mit M.!
Mit flinken Fingern schickte sie binnen Sekunden eine Nachricht zurück: „Gute Nacht? Was macht die WE-Planung?“
Und dann endlich endlich mal kriegte sie ein Gnadenterminchen: Sonntag 13 Uhr im Mauerpark. Allerdings ohne genauen Treffpunkt und ohne jegliche Info, ob er ihr nur eine Stunde oder den Rest des Tages widmen wollte. Sie fragte dann auch nicht nach, denn ihr Gefühl sagte ihr, dass sie damit das Ganze ins Wanken bringen könnte (was man als Zeichen werten könnte, dass das Interesse ungleich verteilt ist, aber was soll´s).

Müsste frau dann eigentlich bis Sonntag abwarten? (Antwort von mir als Singlecoach: Besser wär´s!)
M. kann ja oft die Füße nicht stillhalten und schrieb ihm anderntags, dass sie bei dem schönen Wetter abends meist noch in nem Park oder spazieren sei und man sich doch evtl auf ein Stündchen oder zwei sehen könne, so er denn Lust hätte.
Obwohl er sehr nett antwortete (Lust ja, aber bereits mit Kollegen verabredet, und sie sähen sich ja am Sonnntag!), fragte sie sich und mich später: War das ein Fehler, und zwar der klitzekleine Fehler, der das Zünglein an der Waage in die falsche Richtung bewegte?
Tja.
Den ganzen Samstag hörte bzw. las sie nichts von ihm, den ganzen Sonntag vormittag auch nicht. Sie ahnte aber bereits Sonntag früh, dass das Date platzen würde. Das Bauchgefühl ruft es untrüglich, obwohl der Kopf immer noch mit Beschwichtigungsformeln daherkommt.
Sie wurde immer wütender, je näher es auf mittags zuging – denn sie waren ja um 13 Uhr verabredet und er hatte ihr weder Ort noch Länge des Treffens durchgegeben. Aber ich beschwor sie, sich nicht die Blöße zu geben, ihm hinterherzutelefonieren. Punkt 12 Uhr kam dann die Nachricht von ihm: „Ich hab mir ne Erkältung eingefangen. Werde das Bett hüten. Will morgen wieder gesund sein.“
Zum KotzenAha. Exakt 60 Minuten vor den anvisierten Termin überfällt ihn plötzlich eine Erkältung mit solcher Macht, dass er die seit 6 Tagen getroffene Verabredung absagt, und du stehst da mit dem lonely sunday und alle deine Freunde sind bereits verplant.
Was für ein Arsch. Zum Kotzen.
Wie so viele Menschen (auch ich früher), macht M. sich dann eine Menge Gedanken, was sie alles falsch gemacht haben könnte. Zu viel geredet, zu viel geschrieben, zu viel vorgeschlagen?
Ich erzählte M. eine Geschichte, die ich vor ein paar Jahren erlebt hatte:
Auch mir hatte ein Typ, den ich toll fand, ganz kurz vor dem ersehnten Treffen abgesagt. Deprimiert zweifelte ich an mir, aber wie es der Zufall so wollte, meldete sich eine Stunde später ein anderer interessanter Kerl bei mir, mit dem ich mal ein Date gehabt hatte und der danach völlig in der Versenkung verschwunden war, obwohl wir uns ganz gut verstanden hatten und uns wiedersehen wollten. Auch da hatte ich mir einen Kopf gemacht, was an mir oder meinem Verhalten wohl so verkehrt gewesen sein könnte, dass er nicht mal mehr ans Telefon ging; ich war sicher, dass ich ihn mit meinen Widerworten (er und ich hatten über psychologische Dinge diskutiert) in die Flucht geschlagen hatte. Und nun erfuhr ich in einem ganz zauberhaften Treffen, dass es kein bisschen an mir lag, sondern es ihm total peinlich war, so abgetaucht zu sein: zu der Zeit steckte er noch fest in einer nicht abgeschlossenen Liebesgeschichte.
Er half mir dann auch, folgende Fragen ein für alle mal zu klären:
Warum wollen viele Single-Börsianer nicht im voraus planen, wann man sich trifft? Warum sagen sie oft erst einen oder gar einen halben Tag vorher zu? Warum sagen sie ganz kurz vorher ab? Warum sind sie so geizig mit ihrer Zeit und scheinen immer so wahnsinnig beschäftigt zu sein oder sind plötzlich erkältet oder anderweitig gehandicappt?
Ganz einfach:
Weil sie parallel daten und es mehrere Frauen gibt, die sie noch spannender finden als mich (der Hauptgrund für das „spannender“ ist, dass sie diejenigen noch nicht getroffen haben). Es gibt auch mindestens eine Favoritin, für die sie sich möglichst viel Zeit (vor allem abends) freihalten wollen, falls diese kurzfristig Zeit hat. Das ist eine, die jünger und hübscher ist als ich. Und da sie so hübsch ist und so ein attraktives Alter hat, hält wiederum sie MEINEN Augenstern in der Warteschleife, sprich, sie gibt ihm keinen konkreten Termin, so etwas wie „wir treffen uns Samstag abend in XY“, sondern sie schreibt wahrscheinlich nur lapidar, „ich hab unter der Woche schon jeden Abend dicht, aber am Wochenende könnte was gehen“.
Also sieht er zu, dass er sich möglichst das ganze WE offen hält – was er dann ja auch tat, der blöde Sack, von dem ich eine Absage bekommen hatte. Er war in Warteschleife der Hübschen und darum hielt er mich in seiner Warteschleife. Ich wollte am liebsten alles hinschmeißen, diesen ganzen Singlebörsen-Whatsapp-Bockmist. Allerdings gab es auch einen tröstlichen Gedanken: Wenn er mich ganz öde gefunden hätte, hätte er konkret abgesagt, statt eine Hinhalte-Ausrede zu gebrauchen. Ich war noch im Rennen. Aber ist man/frau da scharf drauf? Hm.
© Beatrice Poschenrieder

P.S. Noch vier interessante Beiträge dazu:
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Bin ich in der Warteschleife einer anderen Warteschleife?

Ein Gedanke zu „Bin ich in der Warteschleife einer anderen Warteschleife?

  1. Bin grad über diesen Beitrag gestolpert und habe mich darin komplett wiedergefunden. Erschreckend.
    Warteschleife in der Warteschleife.
    Ein mieses Konstrukt. Und nüchtern betrachtet doch so offensichtlich.
    Bei mir ist es genauso. Nach einer anderthalbjährigen Affaire mit Aussagen wie “Du bist mein Traummann” oder “mit keinem anderen will ich alt werden”, hält sie mich plötzlich hin, da sie schauen will, ob es mit ihrem aktuellen Partner noch klappt. Laut ihr gibt es Höhen und Tiefen. Im Moment anscheind wohl eher Höhen, da sie sich immer weniger und distanzierter meldet. ABER sie meldet sich doch immer wieder.
    Gefühlt waren wir schon viel weiter. Sie wollte sich trennen, wir haben wunderschöne Pläne geschmiedet und dann wendete sich alles.
    Die Ausreden kamen. “Ich kann nicht, weil mein Kind…” (5 Minuten vor dem Treffen), “weil ich plötzlich Kopfweh habe”, “weil ich die nächsten zwei Wochen schon so verplant bin”… Für alles hat sie Zeit. Nimmt sich die Zeit. Nur für mich nicht …mehr.
    Das war mal anders. Da wurde sogar nur für einen einzigen kleinen Kuss oder 10 Minuten Treffen alles möglich gemacht.
    Sie hatte anfangs immer gesagt: “Wenn es nicht klappt, dann liegt es nicht am Wollen, sondern am Können.”
    Heute sage ich: “Es liegt nicht am Können, sondern am Wollen.” Und das schmerzt besonders.
    Im richtigen Leben würde man in einer Warteschleife, die zu lange andauert, wohl einfach den Hörer auflegen und denken “Dann halt nicht!”.
    Warum ist das so schwer, wenn man Gefühle für jemanden empfindet? Warum kann man nicht auflegen, obwohl man ganz genau merkt, was für ein Spiel der bzw. in meinem Fall die Andere mit einem spielt. Dass man verletzt wird und sich eigentlich nicht so behandeln lassen will. Schreibt sie auch nur eine kleine, nette Nachricht – am besten noch mit “Drück Dich ganz feste” am Ende – ist der ganze Zorn weg und ich schreibe lieb und freundlich zurück.
    Wofür ich mich manchmal richtig ohrfeigen könnte.
    Schon interessant, dass man freiwillig einen Menschen zu seiner Priorität macht, obwohl man für diesen Menschen lediglich eine Option ist. Oder dem man am Ende gar noch weniger bedeutet.

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