Da er sehr viel zu tun hat, sehen wir uns kaum noch, und er bestimmt allein, wann und wie lange. Wenn ich was sage, stresst ihn das noch mehr
Frage:
Es geht um meinen Freund, mit dem ich seit zwei Monaten zusammen bin. Er ist momentan total im Stress und wirklich 14 Stunden pro Tag nur noch am Machen und Tun. Er sagt auch, dass ihm alles über den Kopf wächst. Die Folge ist, dass wir uns kaum noch sehen, und wenn, dann bestimmt er alleine, wann und wie lange. Derzeit sind es nur ein paar Stunden am Samstag oder Sonntag. Mir stinkt das, doch ich weiß, dass ich das nicht zeigen darf, weil ich seinen Stress dann noch vergrößere… Ich würde ihm so gerne helfen, ihm so gern was Gutes tun. Gestern hat er erzählt, dass er sogar Geschäftsführer wird, dann hat er ja noch mehr um den Hals, und ihm ist das ja jetzt schon alles zu viel. Was soll ich tun und wie soll ich mich verhalten?
Antwort:
Oh je… Ich selber hab mir – nicht nur einmal! – die Zähne ausgebissen an einem Mann, der irre viel zu tun hat (z.B. wegen Karriere, kleinen Kindern, Einstieg in Selbständigkeit, zeitaufwändigen Hobbies) und bin letztlich doch gescheitert.
Das Blöde ist, dass solche Männer eigentlich gar keine Zeit für eine Beziehung haben, jedenfalls nicht für eine richtige Liebesbeziehung, so wie sie mir vorschwebt und wahrscheinlich auch dir.
Du schreibst:
«Die Folge ist, dass wir uns kaum noch sehen, und wenn, dann bestimmt er alleine, wann und wie lange. Derzeit sind es nur ein paar Stunden am Samstag oder Sonntag. Mir stinkt das, doch ich weiß, dass ich das nicht zeigen darf, weil ich seinen Stress dann noch vergrößere…»
Das stimmt, und das ist leider auch das Gemeine an solchen Situationen. Denn du hast nicht nur allen Grund, stinkig und enttäuscht zu sein, sondern eigentlich auch das Recht, es rauszulassen. Bloß läufst du dann hohe Gefahr, dass er – nur um sich nicht noch mehr gestresst zu fühlen – die Beziehung mit dir abbricht. Wenn ihr schon zwei Jahre oder so zusammen wärt und eine stabile Partnerschaft hättet, dann dürftest du den Frust schon rauslassen, aber in den Anfängen – nein.
Stattdessen musst du dir über ein paar Dinge klar werden.
Bei solchen Männern ist die Wahrscheinlichkeit eher gering, dass sich das Stress- und Ackerei-Level in absehbarer Zeit verkleinert und er nennenswert mehr Zeit und Energie für dich hat. Bei deinem ist es definitiv so.
Daher musst du dir folgende Fragen stellen:
Kannst du dich damit begnügen, ihn nur an einem Tag der Woche zu sehen?
Bist du bereit, total zurückzustecken und viele Frustrationen in Kauf zu nehmen? (z.B. dass er oft Termine mit dir absagt oder nach hinten verschiebt.)
Bist du bereit, einen beträchtlichen Teil deiner Freizeit damit zu verbringen, auf ihn zu warten?
Bist du imstande, immer geduldig und nachsichtig zu sein und ihm weder deinen Frust noch deine Enttäuschung zu zeigen?
Liegt dir so viel an ihm, dass du bereit bist, ihn die nächsten paar Jahre zu hätscheln und in seinem Stress aufzufangen, ohne etwas zurückzubekommen?
Wenn ja, dann bleib bei ihm. Wenn nein, dann lass ihn los und such dir einen anderen Mann, der mehr Zeit für dich und eine Beziehung hat.
Ich möchte dir dazu auch zwei Bücher ans Herz legen:
• Mister Aussichtslos: 12 Männertypen, die Sie sich sparen können
© Beatrice Poschenrieder