Bin ich beim Eingehen einer festen Beziehung blockiert, weil ich unbewusst Angst habe? Bisher bezog es sich auf Männer, jetzt auch auf frau
Frage:
Ich bin eine Frau, deren Leben eigentlich ganz gut läuft (habe Arbeit, Hobbies, Freunde), aber bin seit etlichen Jahren Single. Ich hatte seither zwar einige Versuche, eine Beziehung einzugehen, doch innerlich blockiere ich voll dagegen. Das Muster: Ich finde einen Typ klasse und er fasziniert mich auch, doch wenn es dann dazu kommt, dass es enger wird, man sich öfter sieht usw., dann verliere ich das Interesse und ziehe mich zurück, weil ich Panik bekomme. Übrigens geht mir das im Moment so bei einer Frau! Mit Homosexualität oder Lesbisch-Sein hätte ich keine Probleme, doch verwundert es mich, dass es auch in diesem Fall so ist.
Wie kann ich denn diese Blockaden abbauen? Ist es, weil ich nicht mehr verletzt werden möchte? Mein Ex-Partner hat mich sehr verletzt bzw. enttäuscht. Doch deswegen für immer allein bleiben will ich nicht! Eiegntlich will ich schon einen Partner finden, der/die mir Geborgenheit und Hoffnung geben könnte. Meinst du, ich sollte mich besser auf eine Frau als auf einen Mann einlassen? Immerhin hatte ich die Blockade bisher nur bei Männern!
Auch bin ich gerade sehr am Überlegen, ob ich Familie möchte. Wenn ich nun mit der Frau etwas anfange, mache ich mir in diesem Fall doch die “Tür” für Männer zu?
Antwort von der Therapeutin:
Ich schätze, du liegst richtig: deine “Blockaden” sind ein Mechanismus deiner Seele, um dich vor Verletzungen zu schützen, vielleicht auch um gewisse Ängste nicht durchleben zu müssen.
Wie kannst du die Blockaden abbauen? Indem du dich mit deinen Bindungsängsten befasst. Wo haben sie ihren Ursprung? Beschaff dir Literatur dazu, rede mal mit ein paar Therapeutinnen (die meisten bieten ein kostenloses oder kostengünstiges Erstgespräch an), mach vielleicht eine kleine Therapie. Nicht dass ich dich jetzt für “gestört” oder sowas erklären will! denn mit deinem Problem haben sehr viele Menschen zu tun, in offensichtlicher oder versteckter Form – z.B. indem sie sich nur in “unerreichbare” Leute verlieben. Aber wie mir scheint, bist du bereit, daran zu arbeiten, und das geht mit Hilfe einer Fachfrau oder eines Fachmannes eben besser und auch schneller – übrigens auch bei mir, und da musst du nicht mal in eine Praxis kommen: Es ist machbar via Telefon, Email, Whatsapp (siehe www.liebesberaterin.de).
Was deine derzeitige Neigung zu einer Frau betrifft: Auch das könnte ein Versuch deiner Psyche sein, Zuneigung zu erfahren und gleichzeitig die Gefahr von Verletzungen, Enttäuschungen und Ängsten zu verringern, denn offenbar hast du in der Vergangenheit (Kindheit, Jugend und auch später) deine tiefen Wunden von engen Bezugspersonen erfahren – von männlicher Seite vielleicht noch stärker als von weiblicher. Sich dann einer Frau zuzuwenden, kann durchaus ein Weg sein – allerdings funktioniert er für viele nur vorübergehend, wenn man/frau per Biologie oder Sozialisation mehr auf das Andersgeschlechtliche gepolt ist.
Eine Therapie (oder ein intensives,in die Tiefe gehendes Coaching) könnte auch insofern gut sein, als es sehr wahrscheinlich ist, dass deine jetzige Beziehungsangst nur zum Teil von den schlechten Erfahrungen mit dem Ex kommen. Denn Tatsache ist, dass ja fast alle Menschen schlechte Erfahrungen, teils auch schlimme Enttäuschungen durch Expartner/innen erfahren haben – trotzdem haben die meisten keine so ausgeprägte Blockade. Manche sind dann vorsichtiger, aber auch so etwas wie „Panik“ kommt in der Regel nur bei denen auf, die bereits in der Kindheit sehr Ungutes in engen Beziehungen erlebt haben (wie etwa eine dysfunktionale Beziehung oder eine Mutter, die das Kind innerlich abgelehnt hat). Solche Zusammenhänge in Eigenregie aufzudecken, ist oft schwierig.
Anderes Thema:
Ich glaube nicht, dass du dir die “Tür” für Männer zumachst, wenn du dich auf diese Frau einlässt. Warum sollte das so sein? Weil die keine “Lesben” wollen? Oder weil du dan so auf den Geschmack kommen könntest, dass du keine Lust mehr auf Kerle hast? Beides sehr unwahrscheinlich! Und falls letzteres doch eintreten sollte – na und? Letztendlich kommt es darauf an, worin du persönlich (oder deine Seele) Erfüllung findest, und eine Familie kannst du dir auch mit einer Frau erschaffen. Auf jeden Fall finde ich, es bringt nix, sich den Kopf über Familiengründung zu zermartern, wenn man noch nicht mal ansatzweise ein/en Partner/in für die Kinder hat. Deine erste Priorität sollte zunächst sein, deine Bindungsängste zu überwinden.
Auf meiner Webseite hier und auf meiner anderen (Liebesberaterin.de) gibt es sehr viele Beiträge zu den Themen Bindungsangst, Näheangst, Nähe-Distanz-Problem und unbewussten Ängsten, bitte schau dich dort mal gründlich um! Hier nur ein paar Beispiele:
• 13 Anzeichen von Beziehungsunfähigkeit oder Bindungsangst
• Warum kann ich mich nicht öffnen und mich einlassen? Ist es Angst oder Vorsicht?
• Etwas in mir zwingt mich auf Abstand zu gehen, obwohl ich verliebt bin
• Kann ich nicht lieben, weil meine Mutter so lieblos war?
• Bin ich bindungsunfähig, kann ich nicht lieben oder habe ich es verlernt?
• Mein Beziehungsmuster heißt: Flucht. Wie kann ich es durchbrechen?
• Immer noch Single: Angst vor Ablehnung und Zurückweisung
• Bin ich beziehungsunfähig, ein Mr. Aussichtslos? Wenn´s mir zu eng wird, bin ich weg
© Beatrice Poschenrieder