Ich hatte noch nie eine Freundin, gehe so gut wie nie aus; es ist mir zuwider, mich wichtigtuerisch oder wie ein brünstiges Tier aufzuführen
Frage:
«Soeben habe ich auf deiner anderen Webseite frag-beatrice.de den Brief eines 25-jährigen Leidensgenossen gelesen. Bei mir sieht es sehr ähnlich aus: Ich hatte bisher noch nie eine Freundin. Als empfindsamer und zurückhaltender Mensch bin ich von einem kleinen Freundeskreis umgeben. Ich gehe so gut wie nie aus. Lärmige Discos, Parties oder sonstige Orte, wo dichtgedrängte Menschenmassen sowie laute Musik vorherrschend sind, meide ich gänzlich. Es strebt meinem Naturell ferner zutiefst zuwider, mich an den besagten Örtlichkeiten wie ein brünstiges Tier aufzuführen, d.h. mich mit wichtigtuerischem, gespieltem Gehabe und großkotzigem, leerem Geschwätz in den Vordergrund zu manövrieren – einer kläglichen Taktik, die nichtsdestotrotz gemäß meinen Beobachtungen bei vielen Frauen Anklang findet. Nun sind es jedoch gerade jene Discos, Parties und andere Veranstaltungen einschlägiger Art, welche den idealen Rahmen liefern, um eine mir symphatisch erscheinende junge Frau anzusprechen. Meine erste Frage lautet: Muss ich “einfach” über meinen Schatten springen und ebenfalls in diesem Treiben – mit möglichst großer Klappe – mitmischen, um endlich mal auf einen grünen Zweig zu kommen, oder existieren andere Möglichkeiten?
Es gibt auch noch ein anderes Problem, das mich seit geraumer Zeit quält. Der o.g. Leidensgenosse hat es lediglich kurz gestreift, ohne näher drauf einzugehen. Trotz meiner großen Schüchternheit habe ich zweimal den Versuch gewagt, gegenüber Mädels, für welche ich viel empfand, meine Gefühle auszudrücken, wobei dies im ersten Falle in schriftlicher Form geschah (allerdings nicht gleich „ich liebe dich“). Nun, diesem entschlossenen Handeln vorausgegangen waren jeweils Monate vorsichtiger Beobachtungen meinerseits, ob denn diejenige mich auch symphatisch fände. In beiden Fälle gelangte ich nach langwierigem Abwägen zum Schluss, dass die zahlreichen Blickwechsel nicht auf Zufällen beruhen konnten, die beiden Damen mich also ebenfalls mochten. Umso größer war natürlich meine Enttäuschung, als ich zweimal auf meine Geständnisse hin nur ungläubige Verwunderung, ja sogar Spott erntete.
Hier setzt meine zweite Frage an: Macht es Frauen Spaß, ein wenig mit den Gefühlen anderer zu experimentieren und manche Männer in falschen Hoffnungen zu wiegen, oder habe ich die Situation zweimal kreuzfalsch eingeschätzt? was ich indes nicht recht glauben mag, da ich wahrhaftig ein sehr aufmerksamer Beobachter bin. So wandte ich meine Augen oft von den beiden oben genannten Mädels ab, um in Erfahrung zu bringen, ob ich mir alles nur einbilde oder ob sie mich denn auch tatsächlich musterten, was in beiden Fällen eindeutig geschah. Ich fürchte, mich könnte in der Zukunft immer wieder das selbe Schicksal ereilen, aus einem mir nicht erkennbaren Grund.
Die beiden Absagen haben meinen Hang zur Spekulation natürlich erheblich verstärkt und mich zu Sorgen bezüglich der Vorteilhaftigkeit meines Aussehens veranlasst. Weit davon entfernt, mich als einen hässlichen Menschen zu bezeichnen – insbesondere meine feinen Gesichtszüge sowie meine Augen gefallen mir sogar selber – habe ich die dumpfe Vermutung, dass meine filigrane, doch ziemlich schwächliche Statur (ich bin groß und dünn) sich in der Damenwelt sehr begrenzter Popularität erfreuen könnte. Wie aus dem Geschriebenen hervorgeht, schwirrt in meinem Geiste eine Vielzahl an Fragezeichen herum, welche in ihrer Summe einen komplizierten Knüppel ergeben, den ich nicht in der Lage bin zu entwirren.»
Antwort vom Singlecoach:
Dass diese beiden Mädels nicht angebissen haben, hat nichts mit „Schicksal“ zu tun, sondern mit einer Fehleinschätzung deinerseits und vermutlich auch mit einer gewissen ungünstigen Körpersprache und mit ungünstigen Verhaltensweisen.
Zudem machst du den selben Fehler wie so viele „Absolute Beginners“: Du schließt von wenigen Frauen (offenbar nur 2!!!) auf alle Frauen. Das ist kurzsichtig und passt nicht zu einem intelligenten Menschen wie dir. Du hast doch Differenzierungsvermögen, oder? Also lass dich von den beiden erlittenen Schlappen nicht so runterziehen. Ich vermute, du hast´s nicht richtig angepackt. Vielleicht gleich zu viel Herz auf der Zunge getragen?! Auch das ist ein Fehler, den Männer dauernd machen.
Sie sehen, aha, dieses Mädel guckt oft zu mir rüber, bei der hab ich also Chancen, und dann stülpen sie ihr ihre Gefühle wie einen Eimer über den Kopf. Man muss es behutsam angehen! Man muss sich erst mal unverbindlich bekannt machen und sich dann näher kennenlernen! Frühestens nach ein paar intensiven Gesprächen, die schon sehr persönlich waren, und nach ein wenig Körperkontakt kann man ein wenig von seinen Gefühlen für das Mädel preisgeben. Frühestens. Man muss es eigentlich gar nicht sagen. Frauen spüren sowas auch. Denn sobald es gesagt ist, kriegt es so was Verbindliches. Das ist nicht immer erwünscht, kommt der Angesprochenen vielleicht zu früh oder setzt sie unter Zugzwang.
Was die vielsagenden Blicke betrifft: Wenn eine Frau merkt, dass jemand sie dauernd anstarrt, guckt sie automatisch zurück, und manchmal guckt sie zusätzlich, um zu checken, ob der Kerl immer noch starrt, oder sie guckt ihn sich an, denn sie will ja schließlich genau wissen, wer sich da so offensichtlich für sie interessiert. Das alles muss nicht automatisch Gegeninteresse bedeuten. Im Gegenteil sind wir Frauen manchmal ganz schön genervt, wenn wir uns dauernd beobachtet fühlen. Da ist es besser, wenn der betreffende Mann mal lächelt. Kriegt er das Lächeln zweimal nicht zurück (es kommt vielleicht erst beim zweiten Lächel-Versuch!), dann kann er davon ausgehen, dass die Dame nicht interessiert ist, und sein Hinüberschauen einstellen.
Bitte lies dazu den Beitrag
«8 Anzeichen, dass sie in mich verliebt ist/ auf mich steht»
Zu deiner Frage: “Macht es Frauen Spaß, ein wenig mit den Gefühlen anderer zu experimentieren und manche Männer in falschen Hoffnungen zu wiegen, oder habe ich die Situation zweimal kreuzfalsch eingeschätzt?”
Ich denke, letzteres. Nur weil eine Frau deine Blicke zum Teil erwidert hat, heißt das noch lange nicht, dass sie mit deinen Gefühlen spielt oder dich in falschen Hoffnungen wiegen will!
Was die Optik betrifft:
Ich kenne etliche Männer, die alles andere als gut aussehen, aber viel Erfolg bei Frauen haben, einfach weil sie gut drauf sind. Sie haben Ziele, wissen, was sie wollen, sind aktiv und zupackend, treiben Sport, haben Lebenslust und Humor – dazu gehört auch Selbstironie. Also hör bitte auf, dich selbst zu bemitleiden – das bringt dich nicht weiter, im Gegenteil.
Was ich damit sagen will:
• Steh zu dir, mach das Beste aus deinem Typ (überlege, wer aus deinem Bekanntenkreis dich da beraten könnte!),
• beschäftige dich nicht zu sehr mit den Dingen, die du nicht ändern kannst (also das, was die Natur dir mitgegeben hat), sondern
• arbeite an den Seiten an dir, die du aus eigener Kraft verbessern kannst. Denn Frauen und Mädchen achten durchaus nicht überwiegend auf das Äußere!
Allerdings die “schwächliche Statur” schmälert deine Chancen durchaus. Genauso wie Männer von weiblichen Formen angezogen werden, zieht es Frauen instinktiv zu stärkeren Typen (instinktive Suche nach Beschützer oder sowas….) Aber du kannst deine Statur ja ändern! Tu was! Geh in den Schwimmverein, mach Fitness, kauf dir Hanteln und Expander! Man kann die Übungen ja sogar beim Fernsehen oder Lesen machen.
Hierzu sind folgende Beiträge hilfreich:
• “Was muss ein Mann haben, damit er bei Frauen gut ankommt?” (das ist Teil 1, bitte lies auch die anderen zwei Teile)
• “Frauen ansprechen – was soll ich tun?”
• “Frauen ansprechen: Ich weiß nicht, was ich sagen soll”.
Jetzt hierzu.
“Es strebt meinem Naturell zutiefst zuwider, mich an den besagten Örtlichkeiten wie ein brünstiges Tier aufzuführen, d.h. mich mit wichtigtuerischem, gespieltem Gehabe und großkotzigem, leerem Geschwätz in den Vordergrund zu manövrieren – einer kläglichen Taktik, die nichtsdestotrotz gemäß meinen Beobachtungen bei vielen Frauen Anklang findet.”
Diese Äußerung strotzt vor lauter Vorurteilen, Pauschalisierungen, negativem Denken und Misstrauen – gegenüber Männern, gegenüber Frauen, gegenüber dem Ausgehen, gegenüber der Kontaktaufnahme zwischen Mann und Frau. Au weia! Diese supernegative und missbilligende Einstellung von dir könnte der wahre Grund sein, warum es mit dir und den Mädels nicht klappt!!!
Zum Beispiel nicht einmal ein Zehntel der Männer führen sich in Discos und auf Parties so auf, wie du es hier als (falsche!) Tatsache darlegst, die anderen über 90 Prozent sind ganz normale Jungs und Männer, die sich einfach nur unters Volk mischen und einen netten Abend haben, vielleicht auch jemand kennen lernen wollen.
Und nicht einmal ein Zehntel der Frauen stehen auf so einen Männertypus und so ein Verhalten, wie du es beschreibst.
Du fragst außerdem:
“Muss ich einfach über meinen Schatten springen und ebenfalls in diesem Treiben – mit möglichst großer Klappe – mitmischen, um endlich mal auf einen grünen Zweig zu kommen?”
Ja klar musst du über deinen Schatten springen, wenn du deine Einsamkeit endlich mal beenden willst, denn wenn einer sich nie unters Volk mischt, wie sollen Mädels da Gelegenheit haben, ihn kennenzulernen?
Geh aus, und such dir auch ein paar Aktivitäten jenseits des Disco- und Partytreibens, wo man Frauen treffen kann (Sport, Arbeitsgruppen, Vereine, Volkshochschule, Tanzschule, Fußgängerzone, Kontaktbörsen im Internet, Cafés usw.). Und wie du schon mitgekriegt hast: Eine „große Klappe“ brauchst du dabei nicht, sondern nur den Mut zur Kontaktaufnahme. Steh einfach zu dir und sei dir deiner Qualitäten bewusst.
Also – tu was! Resignation und Selbstmitleid haben noch keinem weitergeholfen.
Beatrice Poschenrieder