Online-Dating: Kurz mailen, telefonieren, treffen – was sonst?

Warum auf der Singlebörse ewig schreiben? Lieber möglichst bald telefonieren, und wenn das richtig nett ist, gleich ein Treffen vereinbaren


Online-Dating: Kurz mailen, telefonieren, verabreden

Eine Sache, die ich an dieser ganzen Singlebörsen-Kiste nicht gut verstehe, ist, warum manche Leute so ewig hin und her schreiben und ein richtiges Date hinauszögern. Ich meine: Wenn man schon all die Zeit und Mühe investiert, mit jemandem viele Mails auszutauschen, dann kann man doch davon ausgehen, dass er interessiert ist, oder? Ich frag mich auch: Haben die Leute zu viel Zeit? Also ich als berufstätige Frau mit Freundeskreis, Hobbies und einem Haufen Interessen habe eher immer zu wenig Zeit. So manches Mal hat es mich bereits genervt, wenn ich jemand Netten, der mich im Singleforum kontaktiert, erst eine Menge fragen muss, weil sein Profil so dürftig ist. Oftmals habe ich dann lieber abgebrochen, als noch Stunden mit Schreiben zu verbringen.
Der Nachteil von ewiger Schreiberei ist ja auch, dass fast immer eins von zwei Dingen passiert: Entweder die Sache verplätschert sich und man lernt sich nie in echt kennen, oder man steigert sich in so eine verklärte Illusion von seinem virtuellen Gegenüber hinein, die zu 98 % beim Live-Date und sogar schon beim Telefonieren zu 70 % wie Seifenblasen platzt.
(Anmerkung für „Wetten_Das“: das sind meine eigenen Erfahrungs- und Schätz-Werte!)

Das Verfahren, das Zeit und falsche Hoffnungen erspart, ist: Ein paar Mails tauschen, bei Sympathie möglichst bald telefonieren, und wenn das Telefonat richtig nett ist, kann man gleich ein Treffen vereinbaren. Ich halte dieses Telefonieren vor dem Date für wichtig, erstens weil dabei oft schon klar wird, ob man eine/n Gestörte/n an der Angel hat; zweitens habe ich in den Jahren, wo ich Online-Dating nutzte, ausnahmslos die Erfahrung gemacht: Wenn das Gespräch doof ist, wenn man einfach keine richtige Wellenlänge findet oder wenn einen etwas an der Art des anderen stört (etwa Tonfall, Stimme, pseudowitzige Bemerkungen, ständiges Provozieren, kreuzverhörartiges Abfragen, etc.), dann kann man sich das Treffen komplett sparen – es wird nicht so richtig Spaß machen beziehungsweise nicht zu einer näheren Verbindung führen. Ich hatte ja schon seeeehr viele Dates, und in diesem Punkt gab es keine Ausnahme.
Viele Männer, die sich die Chance auf ein Date nicht durch ein Telefonat im Vorfeld verderben wollen, versuchen dann, einen zu überreden, dass man sich doch gleich trifft. Ich hatte mich früher ein paarmal überreden lassen, und zwar mit dem Hintergedanken, dass ich ja auch auf den Mann eingehen muss und nicht so stur sein sollte. Das Ergebnis war immer das selbe. Ich investierte ja mindestens vier Stunden in das Date: Klamotten aussuchen/ mich zurechtmachen (1 Stunde), Hin- und Rückfahrt (durchschnittlich 1 Stunde), Date im Lokal (unter 2 Stunden hab ich´s selten hingekriegt, mich vom Acker zu machen). Und dann saß ich da mit jemand, wo schnell klar wird, warum er nicht telefonieren wollte: zum Beispiel weil er die Zähne nicht auseinander kriegt und mich das Gespräch fast allein bestreiten lässt; oder weil er stottert, lispelt, eine fiese Fistelstimme hat oder einfach nicht weiß, was er reden soll, und darum lauter Zeug plappert, was mich nicht interessiert, etwa von seiner Arbeit als Software-Entwickler.
Ich fuhr dann nach Hause und ärgerte mich: Heute abend hätte ich so schön meine Weiberserien gucken und dabei meine Bauch-Beine-Po-Gymnastik machen können! Oder endlich mal meinen Ebay-Kram einstellen! Oder ne andere Singlebörse ausprobieren.
Manchmal erfährt man beim Telefonieren auch Einzelheiten, die einem gleich zeigen, dass eine nähere Verbindung mit diesem Menschen wenig Sinn macht. Etwa weil er in Dingen, die dir sehr wichtig sind, eine völlig konträre Auffassung hat. Oder weil er für eine Beziehung eigentlich gar keine Zeit hat.

Um mal was Positives zu erwähnen: Es gibt auch viele Telefonate, die überaus nett, unterhaltsam, interessant oder witzig sind. Es ist ja nicht schwer, gemeinsame Themen zu finden: man kann sich erzählen, was man schon beim Online-Dating erlebt hat, oder Bezug nehmen auf Dinge, die man im Profil seines Gegenüber erfahren hat, oder Fragen stellen, die dort nicht beantwortet wurden.
Nicht selten lässt so ein Gespräch sofort ein Band entstehen und Lust, den anderen so bald wie möglich zu treffen. Natürlich ist dieses Band oder die gemeinsame Wellenlänge kein Garant, dass sich beide gleichermaßen verlieben werden; aber es wird auf jeden Fall ein nettes Date werden.

Fazit: Falls du nicht zu viel Zeit hast und nicht zu viele Enttäuschungen erleben willst, mach es so: Kurz mailen, dann telefonieren, bei Antipathie abhaken, bei Sympathie zügig treffen; je länger du die einzelnen Schritte hinauszögerst, desto wahrscheinlicher wird gar nichts draus, weil es im Sande versickert.

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© Beatrice Poschenrieder

Online-Dating: Kurz mailen, telefonieren, treffen – was sonst?

2 Gedanken zu „Online-Dating: Kurz mailen, telefonieren, treffen – was sonst?

  1. Toller Artikel, ich finde das lange herum Mailen nervig. Deshalb kann ich nur zu stimmen was hier in diesem Beitrag geschrieben wurde. Kontakt aufbauen, so schnell wie möglich telefonieren und wenn sympathisch ein Treffen ausmachen. Das erspart einem viel zeit.

  2. Ganz wichtiger Punkt, der in diesem Artikel angesprochen wird. Das gegenseitige Schreiben ist immer nur das Herstellen des ersten Kontakts, aber das eigentliche kennenlernen sollte natürlich im realen Leben stattfinden. Sonst ist die Gefahr groß, dass die Verbindung einschläft oder sogar abbricht. Und worüber soll man dann im echten Leben noch reden, wenn man sich online schon alles gesagt hat?! Übers schreiben kann man nur sehr begrenzt Emotionen rüberbringen und am Ende ist es doch das, was jeder von uns sucht, körperliche und emotionale Nähe. Also so schnell wie möglich raus und die gemeinsame Zeit genießen und mehr draus machen. 😉

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