“Benching” hast du sicher auch schon erlebt… Das Wort kommt eigentlich aus dem Sport und bedeutet: jemanden auf die Reserve- oder Ersatzbank setzen
Benching ist aber zum Trendwort geworden in einem anderen Zusammenhang, es bezieht es sich auf etwas, was u.a. in Singlebörsen immer mehr um sich greift.
Da die Anzahl der Datingportale und der Nutzer sich laufend vergrößert und daher auch immer mehr Leute auf mehreren Börsen angemeldet sind, haben sie immer eine Menge Dates am Laufen und/oder auf Vorrat. Und wenn du mit so einem “Profi-Dater” ein Live-Treffen haben willst, musst du unter Umständen eine ganze Weile Geduld haben, weil er oder sie Benching mit dir betreibt.
Das heißt: Entweder musst du aufs erste Date richtig lange warten und wirst immer wieder vertröstet, oder du wirst nach dem ersten/zweiten Treffen auf der Reservebank gehalten: Mit netten kleinen Häppchen und Zuckerbrötchen; mal hier ne flirtive Whatsapp, mal da ein Bildchen, hier eine Facebook-Freundschaftsanfrage, da noch ne Nachricht auf der Singlebörse, ein Anruf, eine SMS mit einer Aussicht auf ein baldiges Treffen, und so vergehen zum Teil Wochen über Wochen…
Du bist entflammt für diese Person, sie aber – und das zeigt das Verhalten, wenn du mal die Worte ignorierst und nur die Taten anschaust, eigentlich ganz klar – sie nicht so richtig. Du bist keine Priorität, sondern eine Option; meist sogar eine Option unter mehreren Optionen (siehe dazu “Bin ich in der Warteschleife einer anderen Warteschleife?”). Diese Person hat andere Prioritäten; das sind zum Teil Prioritäten, die sie offen zugibt, wie Arbeit, Kinder, Hobbies, aber vermutlich steht sie auf jemand anders einfach mehr als auf dich, sodass sie Arbeit, Kinder, Hobbies vorschiebt, um dich auf Abstand zu halten (siehe dazu auch “Hält er/sie mich hin? Die Top 10 der Ausreden”).
Denn wer in einer Singlebörse und auf der Suche ist, will ja eigentlich einen Partner! Und wenn man auf jemand steht, will man nicht wochenlang warten, sondern die Person treffen, ihr in die Augen sehen, sie berühren, küssen, kennen lernen. Oder? Von daher kannst du eigentlich an diesem Warten-Müssen oder Warten-Lassen ablesen, dass einer von euch beiden kein echtes Interesse hat.
Eigentlich weiß ein “Bencher” von Anfang an, dass er den anderen nicht wirklich haben will, hält ihn sich aber als Lückenbüßer, Tröster, gegen Einsamkeitsgefühle, vielleicht auch für “was Lockeres” oder zur eigenen Selbstbestätigung. Und das Schlimme ist: Es gibt genug Leute, die das mit sich machen lassen. Ich gehörte auch schon dazu. Wie auch zu den Tätern. Beides nicht oft, aber doch.
Warum lassen wir das mit uns geschehen? Weil diese eine Person so ganz besonders toll ist? Oder kommt sie uns vielleicht nur so “besonders” vor, weil sie sich rar macht? “Willst du gelten, mach dich selten!” Vielleicht würden wir, wenn wir sie jeden Tag träfen, feststellen, dass sie so toll nicht ist? Oder wenn doch – und er/sie könnte unser absoluter Traumpartner sein: Was hilft´s, wenn wir das für die Person nicht sind…
Warum lassen wir das mit uns machen: Als Ersatzspieler auf der Reservebank zu hocken? Sofort zu reagieren, wenn ein Anruf, eine Nachricht kommt? Sofort ja zu sagen, wenn der Bencher endlich mal Zeit für uns hat? Wir verschieben sogar andere Termine, damit es klappt. Oh man. Du machst dich damit klein, und das bist du dann auch in der Wahrnehmung des Benchers, und daher wirst du nie zu seiner Priorität werden. Sondern immer der/die Kleine auf der Reservebank bleiben.
Lass dich nicht auf diese Rolle ein, sondern mach es ein paar Wochen genauso wie dein/e Kandidat/in, und falls das nicht hilft, verabschiede dich!
© Beatrice Poschenrieder