Im letzten Blog-Beitrag hatte ich ja schon angefangen aufzulisten, welche Fotos für dein Online-Dating-Profil ungünstig sind. Hier kommt noch mehr:
• Grimassen schneiden (wozu soll das gut sein? Als Test? „Wenn du mich trotz dieser Grimasse willst, dann gehörst du zu der Sorte Mensch, die auch eigenartige Macken duldet“?)
• Kussmund machen (gibt es wirklich Leute, die Kussmund-Fotos süß finden? Ich kenne keine.)
• Altes Foto (selbst wenn es nur eines unter mehreren ist: Wen interessiert´s in einer Partnerbörse, wie du, ein völlig Fremder, vor 8 oder 15 oder 30 Jahren ausgesehen hast?)
• Haustiere auf dem Bild sind auch kritisch. Zwar ist ein Herrchen beim Spazieren mit einem Hund ernstzunehmender Größe noch völlig ok, aber ein Frauchen mit so einem Mini-Doggy, den sie liebevoll im Arm wiegt wie ein Baby: da geht ein Betrachter schnell mal davon aus, dass der Kleine auch mit ins Bett darf und ein Gezeter veranstaltet, wenn das Bett mal anderweitig genutzt wird als zum Schlafen. Und dass Frauchen den kleinen Kläffer überall hin mitschleppt (wie ein Baby eben).
• Den Frauen und ihren Schoßtierchen entsprechen auf männlicher Seite die Fotos von den Jungs mit ihrem fahrbaren Untersatz: „Ich vor meinem Auto“, „ich IN meinem Auto/ Cabrio“, „ich auf meinem Motorrad“, „ich auf meinem 6000-Euro-Hightech-Bike“ (mit windschlüpfrigem Radhelm auf dem Kopf, selbstverständlich). Uuuuh.
• Als einziges Foto eines mit Sonnenbrille, die die Augen verdeckt.
• Noch ungünstiger: Als einziges Foto eines mit Sonnenbrille plus Mütze/ Hut/ Kapuze (steht entweder für „ich finde mich ja so cool“ oder für „ich steh nicht dazu, in einer Singlebörse zu sein).
• Apropos Mütze: Warum gibt es immer noch so viele Fotos von Männern mit Baseballcaps? Ich spreche von Männern jenseits der 30, also eigentlich längst im Erwachsenen-Alter. Basecaps sind bestenfalls ein Mode-Accessoire für Jungs unter 22 oder für ältere ein Sonnen-Lichtschutz beim Sport, aber doch keine Zutat, die aus einem unspektakulären 40jährigen einen hippen Typen macht. Und die Steigerung dieser Stilverirrung: UMGEDREHTE Basecaps. Selbst vor 20 Jahren, als das bei manchen Leuten mal in war, sah das schon doof aus. Es erinnert an kleine Jungs, denen Mama oder Papa die Mütze so auf den Kopf gesetzt hat in der Annahme, dass ihr Kind dann „fetzig“ rüberkommt. Was meinst du wohl, welche Sorte Frauen so ein Konterfei anspricht?
• Auch das Thema „Hut“ ist ein schwieriges. So mancher Hut verleiht seinem/r Träger/in schnell etwas Überkandideltes. Aber wenn man auf überkandidelte Partner steht: Nur zu!
• Ein Pokerface ohne jegliche Emotion (gut für die Bewerbung zum Bodyguard, oder auch als Kellner oder Verkäuferin in Berlin, ungut für eine Liebes-Anbahnungs-Webseite).
• Eine mürrische/ griesgrämige / grimmige Miene (ich verstehe ums Verrecken nicht, warum relativ viele Leute in Partnerbörsen solche Mienen zur Schau tragen; ich kann nur vermuten, dass das deren normaler Gesichtsausdruck ist).
• Künstliches Lächeln; Mr. D zum Beispiel (von dem ich im vorigen Blog berichtete) hat zwar für jede Aufnahme ein anderes Oberteil angezogen, aber trägt auf allen dreien den exakt gleichen Gesichtsausdruck: die Mundwinkel ganz leicht nach oben verrutscht, der Rest ausdruckslos.
• Nur Teile des Gesichts sind sichtbar (z.B. nur die Hälfte, vertikal durchgeschnitten, oder nur ein Auge); und es gibt doch tatsächlich auch so Typen, die auf dem Bild nen Schal oder ein Tuch über der kompletten unteren Gesichtshälfte tragen – sogar die Nase ist verdeckt. Ihr müsst euch z.B. mal „Thorgard“ ansehen (die genaue Singlebörse verrate ich nicht, sonst kriege ich eine aufs Dach): El Bandido für Arme. Bei näherer Inaugenscheinnahme wurde mir auch klar, warum er sich vermummt: erstens ist er gar nicht single, zweitens hat er folgendes Motto eingestellt: «Immer wenn ich ne Frau in nem Sportwagen sehe, denke ich mir: „Man, muss die eine kleine Klitoris haben!“ »
Wie man solche Bilder durch die börseneigene Zensur kriegt, ist mir schleierhaft. Ich kriege sogar schon den Vermerk „Ihr Foto wurde nicht akzeptiert“, wenn es auch nur einen Tick zu dunkel ist.
• Eine per Grafikprogramm verfremdete Optik finde ich auch blöd und irritierend; in so ein verpixeltes Foto kann man als Betrachter alles hineininterpretieren, die Realität trifft einen dann meistens hart. G. zum Beispiel, den ich vor ein paar Jahren traf, jagte sein Portrait durch ein Programm, das die Bilder wie „lässig dahingemalt“ aussehen lässt. Beim Date stellte sich heraus, dass er ein doppeltes Hautproblem hat (Akne plus Neurodermitis). Jaja, schon klar, er kann einem leid tun, aber es durch so ein total verfremdetes Foto komplett zu verbergen, ist auch nicht zielführend, denn der Kontrast zwischen dem Bild und dem, was beim Live-Treffen vor einem steht, ist einfach zu groß. Da fühlt man sich dann irgendwie… getäuscht.
Schau dir unbedingt noch den letzten Teil dieser Reihe an!
© Beatrice Poschenrieder