Studie zu Beziehungen: Nehmen Männer lieber irgendeine, als keine zu haben?

Viele Männer tun sich eher mit einer Frau zusammen, die nicht gut passt, als längere Zeit allein zu bleiben. Frauen kommen damit besser klar

Einen Partner zu finden, der wirklich passt, ist schwer
Der Deckel muss schon auf den Topf passen, oder?

Als ich noch auf Singlebörsen aktiv war, wunderte ich mich, dass unheimlich viele Männer mich kennen lernen wollten, deren Profil / Äußeres / Alter / Lebenswelt ganz offensichtlich überhaupt nicht zu meinem/r passten und die das null zu kümmern schien; die zum Teil meinen Text nicht mal lasen, sondern nur Fotos schauten und zack! ihre Kontaktmail schickten (etwas, was mir und den Frauen, die ich kenne, völlig fremd ist).
Zudem fragte ich mich, warum ich so oft blöd angemacht wurde: Mein Profil sei zu anspruchsvoll, enthalte viel zu hohe Erwartungen (dabei stand nur drin, dass ich mir jemanden wünsche, der ähnlich tickt wie ich, u.a. gesundheitsbewusst und aktiv) – so als ob man GAR keine Ansprüche haben dürfte und froh sein müsste, überhaupt jemand für eine Beziehung zu finden.
Ich dachte: Wie kann das denn sein?? Würden diese Männer mehr oder weniger IRGENDEINE nehmen und machen mich blöd an, weil sie mich optisch anziehend finden und anhand meines Textes merken, dass bei mir nix gehen wird?
Die Antwort lautet:
Genau so ist es.
In einer Studie* des Single-Portals Elitepartner gab ein komplettes Drittel der Männer zu, dass sie vor allem deswegen eine Partnerschaft haben / eingehen, um nicht allein zu sein! Demgemäß tun sie sich eher mit einer Frau zusammen, die nicht so optimal passt (z.B. ganz andere Interessen hat oder in einer ganz anderen Welt lebt), als eine Weile allein zu bleiben.

Ich hatte mich auch oft gewundert, warum es auf den Dating-Plattformen so unheimlich viele Männer gibt, die gebunden sind, aber die in ihrem Profil kund tun, dass sie nicht bloß eine Affäre suchen, sondern sich verlieben wollen – was ja bedeutet: Ihre feste Partnerin lieben sie nicht mehr. Warum trennen sie sich dann nicht erst mal?? Die Studie verrät: Jeder achte Mann beendet eine Partnerschaft (und sei sie auch noch so lieblos oder fade) erst dann, wenn er eine Neue gefunden hat, die sich mit ihm verbandelt – krass, oder?
Offenbar haben viele Angehörige des starken Geschlechts so ihre Probleme mit dem Alleinsein!

Daher will auch jeder Vierte nach einer Trennung so schnell wie möglich wieder jemanden haben; bei den Frauen sind es nicht mal die Hälfte (12 %). Auch die anderen Umfragewerte der Erhebung sprechen dafür, dass sich Frauen viel mehr Zeit lassen, um die vergangene Beziehung zu verarbeiten und einen neuen Partner zu finden, der wirklich gut passt und den sie als „etwas Besonderes“ empfinden.
Laut der Studie sind es auch deutlich mehr Frauen, die bei der Partnerwahl nicht zu viele Kompromisse und Abstriche machen wollen – ich denke, weil sie stärker vor Augen haben, dass zu viel „Unpassendes“ früher oder später zu Problemen führen wird.
Hingegen wirklich viele Männer verkünden in ihrem Online-Dating-Profil, dass sie gewisse Macken haben, aber so bleiben wollen, wie sie sind, bzw. dass sie nicht bereit sind, sich für eine Frau zu ändern, u.ä.. Und dann denke ich: Wieso sollte man für eine Liebe nicht auch ein paar Sachen an sich umbauen? vor allem wenn das tatsächlich Macken und Marotten sind?
Auch hier liefert die neue Studie zumindest eine Teil-Erklärung: Wenn etliche Männer eine Bindung eingehen, um jemanden zu haben (sprich, ob man die Person richtig toll findet und liebt, ist nicht so wichtig wie der Schutz vor Einsamkeit) und davon ausgehen, dass das auch für die Partnerin im Vordergrund steht, sind Übereinstimmung und Aufeinander-Eingehen nicht besonders wichtig. Das entwickelt sich dann zwar meist dahin, dass man irgendwann nur nebeneinander herlebt oder eine leise Verächtlichkeit entwickelt, aber das scheint manchen Menschen lieber zu sein als die schreckliche Aussicht, allein im Leben stehen zu müssen.
Und sehr viele Männer sind tatsächlich allein und haben keine Nahestehenden, an die sie sich mit ihrem Kummer und ihrer Einsamkeit wenden können – so meine Erfahrungen als Partnerschaftsberaterin – während dies bei den Frauen sehr selten vorkommt.
Umso verwunderlicher ist es, dass so viele Männer nicht kämpfen, wenn es mit der Beziehung den Bach runtergeht, ja es sehr oft nicht einmal bemerken. Sie kämpfen erst dann, wenn sie die Frau verloren haben oder sich sicher sind, sie zu verlieren.

Natürlich kann man das alles nicht absolut verallgemeinern; denn es gibt ja auch etliche Männer, die bei der Partnersuche wählerisch sind und sich Zeit lassen – wohingegen Frauen, wenn ein Galan richtig Gas gibt, schneller bindungsbereit sind. Die Elite-Umfrage bestätigt aber Tendenzen, die wir im Grunde alle schon kennen oder beobachtet haben.
Was lernen wir u.a. daraus?

1. Wer ein stabiles Netz echter Freunde (nicht nur Kumpels und Bekannte) hat und sich auch als Single gut fühlt, muss nicht „Irgendeine/n“ nehmen.
2. Je sorgfältiger die Partnerwahl, desto kleiner die Wahrscheinlichkeit von Stress innerhalb der Paarbeziehung.
3. Schau dir als Online-Dater die Profile deiner Kandidaten/innen genau an und kontaktiere nur die, wo´s viel Passung gibt! Die merken es eh schnell, wenn du es nicht tust, und klatschen dich ab. Keine/r von uns will jemand X-Beliebiges sein.

* Für diese Studie wurden insgesamt rd. 20.000 erwachsene deutsche Internetnutzer (keine ElitePartner-Mitglieder) befragt. Die Ergebnisse wurden bevölkerungs-repräsentativ quotiert und nach Alter und Geschlecht sowie Bundesland gewichtet.
© Beatrice Poschenrieder

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