Angeblich schwer verliebt, aber nie ein Telefonat oder Treffen…?

Vor anderthalb Jahren hat er auf einer Singlebörse eine Frau kennengelernt, die ihm Interesse und Verliebtheit vormacht, aber ihn nie trifft!

Gibt es sie wirklich oder ist sie nur ein Fabelwesen?

Wo wir schon beim Thema „Fake-Profile“ sind – hier die Geschichte von Henner, der sich an meine Emailberatung wandte:
«Ich sollte vorausschicken, dass ich noch nie eine richtige Beziehung mit einer Frau hatte und darum auch immer dachte, dass ich nicht wirklich sonderlich anziehend auf Frauen wirke. Jedoch als ich mich vor gut anderthalb Jahren auf einer Singlebörse anmeldete, schrieb mich recht schnell ein Mädel an, u.a., dass ich „ihr Typ“ sei.
Nach einigen Mails stellte sich heraus, dass es sich um die Ex-Freundin eines Kollegen von mir handelt namens Sara. Ich schloss mich mit diesem kurz und er erzählte mir etwas über sie, z.B. dass sie sehr nett und zuverlässig sei, dazu auch noch bildhübsch.
Natürlich wollte ich sie näher kennenlernen. Wir vereinbarten mehrere Treffen, doch alle platzten, weil sie einfach nicht gekommen ist. Ich wandte mich dann noch ein paarmal an meinen Kollegen, der mittlerweile zu einem meiner besten Freunde geworden ist und ich ihm somit alles glaube, und fragte ihn, was ich denn tun soll und ob es Sara denn wirklich ernst meine usw. Das Problem war nämlich, dass ich mit ihr nur über SMS kommunizieren konnte und sonst gar nicht, weil sie nicht telefonieren wollte, weil sie angeblich nicht den Mut dazu hat.
So telefonierte mein Kollege ein paarmal mit ihr und sie beteuerte auch immer, sie sei verliebt in mich und sie will mich unbedingt. Man muss dazu sagen, dass sie einer sehr zeitintensiven Arbeit nachgeht, die es ihr sehr häufig nicht möglich macht, zu normalen Zeiten Feierabend zu machen. Nach jedem “missglückten” Treffen hat sie mir dann über meinen Kollegen einen Liebesbrief zukommen lassen, in dem sie im Endeffekt genau das geschrieben hat, was sie zu ihm immer am Telefon gesagt hat und auch, dass sie zugebe, dass sie zu einem Treffen mit mir immer zu feige war. Und das Ganze war jedesmal ausgeschmückt mit Herzogen und Rosenblättern u.ä..

Inzwischen hat sie es immerhin mal geschafft, mir ein Foto von sich zukommen zu lassen, das zwar von der Qualität her nicht sonderlich gut ist, aber ich fand die Frau auf dem Foto einfach zu schön, um wahr zu sein. Natürlich war ich anfangs skeptisch, ob sie es denn wirklich ist, aber mein Kollege hat mir das bestätigt.
Das Ganze zog sich ein Dreivierteljahr hin. Da hat es dann das Schicksal wirklich nicht gut mit uns gemeint. Es hat sie im Büro umgehauen, sie war dann lange im Krankenhaus und auch kurz im Koma und keiner der Ärzte wusste warum. Bei den Arbeitszeiten, die sie hat, ist das aber auch kein Wunder, dass der Körper dann irgendwann nicht mehr mitspielt. Einen Monat später war sie dann wieder raus aus dem Krankenhaus und es ging noch ein paar Monate so weiter wie davor: SMS, E-Mails und ein paar gescheiterte Treffen.
Warum ich immer noch nicht gesagt hab, sie kann mich mal kreuzweise, kann ich dir nicht genau sagen. Wahrscheinlich zum Teil, weil ich Angst habe, dass es auf lange Zeit meine einzige Möglichkeit auf eine Freundin ist, oder weil eben mein Kollege mich immer wieder dazu überredet hat nicht aufzugeben, weil sie wirklich an mir interessiert sei und sie sich erstens nicht traut mich zu treffen und zweitens so viel Arbeit hat, dass sie es teilweise sehr schwierig hat. Am Wochenende ist es auch meist schwierig, weil ich da nur abends und nachts Zeit habe. Urlaub nehmen oder an Feiertagen treffen haben wir auch alles versucht, aber dann war da plötzlich wieder eine Feier wegen ihrer Abschlussprüfung oder sonst irgendwas oder sie musste wieder auf Geschäftsreisen oder weiß der Geier wohin. Nicht dass sie die nicht gehabt hätte, aber ich hab mir halt gedacht, dass müsste man auch ein bisschen früher wissen und nicht erst einen Tag davor oder am selben Tag – wenn sie schon sagt, dass sie mich so über alles liebt, da könnte man doch einmal was absagen.
Vor sechs, sieben Wochen hat sie dann endlich zugestimmt, dass wir die Kommunikation doch endlich mal aufs Telefon verlegen könnten. Nun, das gestaltete sich dann aber auch ungeahnt schwierig. So viel vorweg: Es kam bis heute zu keinem Telefonat.
Naja, dann meinte es das Schicksal ein weiteres Mal nicht gerade gut mit uns. Wir hatten endlich mal wieder ein echtes Treffen abgemacht und zwei Tage vorher, wo sie mir auch versichert hat, dass es diesmal klappen werde, ist dann ihre Mutter gestorben. Es war zum Haare raufen. Dass sie da dann nicht konnte, kann ich absolut verstehen, aber trotzdem… Naja, dann war ich in Urlaub und danach musste sie zweimal auf mehrtägige Geschäftsreisen und hatte kaum Zeit sich bei mir zu melden.

Was ich jetzt eigentlich von dir wissen möchte: Was soll ich tun?? Soll ich weiter versuchen, dass das was mit ihr und mir wird?? Ich glaube meinem Kollegen wirklich alles, wenn er sagt, dass er glaubt, dass sie es wirklich ernst meint. Nur er fügt halt auch immer hinzu, dass er sie nur so beurteilen könne, wie er sie kenne. Und so wie sie sich im Moment verhält, kennt er sie eigentlich nicht. Aber er meint, es spricht halt auch für sie, dass sie bei den Telefonaten, die die beiden geführt haben, schon des Öfteren geweint hat, weil sie offenbar zu blöd sei, es mit mir auf die Reihe zu kriegen. Naja…. Was soll ich denn von der ganzen Geschichte halten?»

Komisch, dass er nicht merkt, dass diese Frau von der Singlebörse ein Fake ist…

Krass, oder? Krass, dass Henner sich dermaßen verarschen lässt, und noch krasser, was sein Kollege da für ein böses Spielchen mit ihm treibt.
Na klar ist es der Kollege. Er kennt Henner sehr gut und weiß genau, wann er die Absagen und “vergeblichen” Anrufe von “Sara” timen muss. (Eine Frau, die wirklich in ihn verliebt ist, hätte sich eh schon nach kurzer Zeit mit ihm getroffen, oder falls das Treffen nicht gleich klappt, vorher schon mehrmals telefoniert, selbst wenn sie einen Sprachfehler hat und nervös ist.)
Warum der Kollege das macht, weiß ich nicht – vielleicht tut Henner ihm leid, da er noch nie eine Freundin hatte, vielleicht findet er es witzig oder macht sich sogar mit ein paar anderen Kollegen einen Spaß und sie lachen sich heimlich kaputt… Letztendlich ist es extrem gemein, ja geradezu kriminell.
Henner sollte nicht nur endlich mal kapieren, dass „Sara“ eine reine Phantasiegestalt ist, sondern auch mal Detektiv spielen und versuchen, rauszufinden, warum sein Kollege anderthalb Jahre lang Zeit, Gedanken und Mühe investiert, diesen armen Tropf dermaßen anlügt und ihm auch noch Freundschaft vorgaukelt.

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© Beatrice Poschenrieder

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