Das Penisbild-Experiment: Der vierte Kandidat

Geld fürs Puff oder ne Sexkontakte-Seite ausgeben, wozu? Geh auf ne kostenlose Singlebörse, verschicke Fotos deines Penis und ab geht´s!

Ein Dickpic von einem großen Schwanz senden, um eine Frau ins Bett zu bekommen?

Um nochmal auf den Punkt zu bringen, was es mit meinem Penisbild-Experiment auf sich hat: Aus Ärger über Kerle, die mich auf ganz normalen Partnerbörsen zu schnellen Sexabenteuern kriegen wollten, brachte ich sie dazu, mir Fotos von ihrem Schwengel zu senden, ohne dass ich etwas dafür hergab.
Auf den kostenlosen Singleforen treiben sich besonders viele Sexjäger herum, glaube ich, wie Tinder, Okcupid, Finya und früher auch Lovescout24/ Friendscout24, was ja heutzutage kaum noch gratis nutzbar ist (vielleicht gibt´s da auch heute noch viele Sexabenteurer… ich nutze es seit Jahren nicht mehr).
Direkt nach meinem dritten Penisbild-Kandidaten kam schon der nächste angeflogen, Steve, 41, der auf der Börse nur ein Foto von seinem sehr wohlgeformten, glatten, leicht muskulösen, praktisch fettfreien Oberkörper eingestellt hatte; die Hautfarbe ließ auf einen Farbigen schließen.

Im Folgenden kriegst du, geneigter Leser, auch noch einen kleinen Crashkurs: Sex-Talk in Englisch. Steve, 44, kam gleich zur Sache: «Hello 🙂 I think you are quite lovely and I’m hoping you enjoy men the color of your coffee! I’m from the USA and just visiting Berlin and wondering if you’d like to meet this eve…»
(„Hallo! Ich finde, du bist ziemlich süß, und ich hoffe, du genießt Männer, die die Farbe deines Kaffees haben! Ich komme aus den USA und bin grade in Berlin zu Besuch und frage mich, ob du mich vielleicht heute Abend treffen magst…“)
Ich: «maybe… but for this kind of adventure, it´s very important for me that I like the “private parts” of a man – for example, I´m not into “bent” ones. maybe you want to send me a picture?»
(„Vielleicht… Aber bei dieser Art von Abenteuer ist es für mich sehr wichtig, dass ich die „intimen Teile“ des Mannes leiden kann – z.B. stehe ich nicht auf krumme. Vielleicht möchtest du mir ein Bild schicken?“)
Er: «Mine is nice and thick and 9 inches. Happy to email a pic to you 🙂 »
(„Meiner ist schön und dick und 23 cm lang. Freue mich, dir ein Bild zuzusenden.“)
Oh Jessas, gibt es Frauen, denen an dieser Stelle das Wasser im … zusammenläuft anstatt dass sie bereits bei der Vorstellung, von 23 cm gepfählt zu werden, schmerzlich zusammenzucken?
Natürlich will ich trotzdem das Foto haben.
Ich: «wow, this would be great… …. @.…de »
(„Wow, das wäre toll. Emailadresse: ….“)

10 Sekunden später vermeldete er, dass er´s geschickt hatte, und dass er auch ein Porträt von sich dazugetan hatte («I sent a face pic as well»), damit ich mir ein volles Bild machen konnte. In der Tat, mein Email-Postfach zeigte einen TATSÄCHLICH durchtrainierten, fettfreien Körper und daran ein überaus stattliches Glied, was eines Hochglanz-Pornodarstellers würdig wäre – und einen sehr gepflegten, attraktiven, jung aussehenden Afroamerikaner im schicken taillierten Anzug (Typ „Broker an der Börse“). Einen Moment war ich versucht, ihn zu fragen, ob wir nicht erst mal ein ganz normales Date in einem Restaurant haben könnten, aber der einzige Satz, den er der Email mit den Fotos beigefügt hatte, ließ mich sofort von diesem Gedanken abkommen: «I want to give you all of this big black cock tonight»
(„Ich will dir heut Nacht alles von diesem großen schwarzen Schwanz geben!“)

Ich reagierte nicht. Nach einer halben Stunde schrieb er: «I hope I did not scare you away 🙂 »
(„Ich hoffe, ich hab dich nicht abgeschreckt…“)

Ich: «A bit… I´m a small petite woman and this is more than I can handle… I´m sorry! But I thank you for the nice offer.»
(„Ein bisschen… Ich bin eine kleine zierliche Frau und das ist mehr, als ich packen kann… Tut mir leid! Aber ich danke dir für das nette Angebot.“)

Er: «Oh, I would be gentle. You would enjoy it!»
(„Oh, ich wäre sanft. Du würdest es genießen!“)

5 Minuten später: «No harm to you, just pleasure. I would start by giving you a very relaxing massage.»
(„Es wird nicht zu deinem Schaden sein – nur Vergnügen! Ich würde dir als erstes eine sehr entspannende Massage geben.“)

Weitere 20 min danach (vielleicht hatte er in der Zwischenzeit ein paar andere potentielle Liebhaberinnen abgecheckt): «This is my last night in Berlin and you shouldn´t let this opportunity pass by!»
(„Das ist mein letzter Abend in Berlin und du solltest dir die Gelegenheit nicht entgehen lassen!“)

Was ist denn das für eine Argumentation? „Ich bin aus den USA und so einen wie mich kriegst du nie wieder, also beeil dich, mein 23-cm-Ding wegzustecken, da ich morgen auf Nimmerwiedersehen aus deinem Leben verschwinde?“
Wie komisch muss man drauf sein, um davon angeheizt zu werden und denjenigen in seine privatesten Sphären zu lassen?
War mir auch egal – ich hatte ein besonders prächtiges Exemplar für meine Penisbild-Sammelbox. Fortsetzung folgt!

Fazit: Wenn du auf schnelle Sexabenteuer aus bist, dann sind schöne Fotos von deinem durchtrainierten Körper günstig, aber Smileys in jedem Satz und verzweifelte Pseudoargumente kontraproduktiv.
Hier geht´s zum fünften Kandidaten!
© Beatrice Poschenrieder

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