TV-Beitrag “Wie einsame Herzen im Internet abgezockt werden”

Schon mal die Begriffe „Romance Scam“/ „Scamming“ oder “Scammer” gehört? Dabei werden Singlebörsen-User über Fakeprofile ausgenommen

Habt ihr gestern im Fernsehen die Reportage “Die Liebesfalle” gesehen? (ARD, Sendetermin war also der 21.07.14 um 21.30 Uhr.) Woah, die Abzocke ist ja noch viel übler, als ich eh schon dachte!
Dass Mann nicht so doof sein sollte, einfach auf eines der vielen hübschen bunten Ostblockstaaten-Liebesportale zu gehen und sich dort von Hochglanz-Mädchen blenden zu lassen, sondern sehr skeptisch rangehen sollte, ist klar, oder? Was für ein Riesen Geschäft das ist, wird allein schon klar, wenn man bei Google nur mal «ukrainische frau kennenlernen» eingibt: Über eine halbe Million Treffer! Oder «russische frau kontakt»: 2.650.000 Ergebnisse!

Demgemäß gab es im TV-Beitrag auch einen einsamen Landwirt, der mehrere Tausend Euro an seine schöne russische Olga gesandt hatte, um ihr den Besuch in Deutschland zu ermöglichen, aber beim Abholen am Flughafen erschien: niemand.
Es gibt Banden und Büros im Ostblock und in Deutschland, die dies im großen Stil betreiben; die Fotos der schönen Mädchen stammen z.B. von Model-Agenturen oder werden einfach aus Plattformen wie Facebook geklaut, die Mails werden von Halbprofis verfasst.
Der Fachbegriff hierfür lautet übrigens „Romance Scam“ oder „Romantic Scamming“ – googelt das mal und ihr kriegt eine Menge interessanter Infos, wie z.B. diese hier:
https://www.polizei-beratung.de/themen-und-tipps/betrug/scamming/romance-scamming.html

Was mich jedoch noch mehr überraschte, war, dass sogar bekanntere Singlebörsen wie „Parwise“ und das als so super-seriös geltende „Parship“ offenbar ein paar Kunden abzocken. Unter anderem gezeigt wurde eine gestandene Frau über 50, die bei Parwise ein 14tägiges Probeabo für 1 Euro ausprobiert hatte, doch ihre fristgerechte Kündigung wurde vom System nicht akzeptiert, sondern sie wurde für die Zahlung einer Mitgliedschaft in die Pflicht genommen. Und zu sehen war ein attraktiver Mann, der bei Parship zwar ein 1-Jahres-Abo abgeschlossen hatte, aber nach wenigen Tagen feststellte, dass die Börse ihm nicht gefiel; als er jedoch vom 14tägigen Kündigungsrecht Gebrauch machen wollte, verlangte Parship von ihm für jedes Profil, mit dem er in Kontakt getreten war, 27 Euro!!! Das ist so unverschämt, da findet man keine Worte.
Überrascht hat mich übrigens auch, dass diese etwas füllige Dame über 50 wohl auch noch als „Milf“ gilt, denn sie berichtete, dass sie vielfach von sehr jungen Männern kontaktiert wurde, die ihr teils eindeutige Angebote machten. (Gezielte Beiträge über das Thema „Milf“ findet ihr hier: Milf-Blog 1 und Milf-Blog 2.)

Am meisten schockte mich, zu erfahren, wie viele Single- und Kontaktbörsen fast keine oder gar keine weiblichen Mitglieder enthalten, sondern diese durch Undercover-Mitarbeiter fingieren; sprich, bezahlte Profis (meist Männer) kommen über gefakte Profile mit den männlichen Zahlern in virtuellen Kontakt und versuchen rund um die Uhr als Steffi, Julia, Melanie etc., den Männern so viel Geld wie möglich aus der Tasche zu ziehen. Und zwar nicht nur über Mitgliedsbeiträge, sondern oft auch, indem für jede Mail, die mann verschickt, abkassiert wird.
Für solche gefakten Profile werden sog. „Internet-Kontakt-Markt-Schreiber“ (kurz IKM-Schreiber oder IKM-Autoren) engagiert, die Anweisungen bekommen, wie sie die liebesbedürftigen Opfer am besten bei der Stange halten.
Leider ist es schwierig, solche Portale anzuzeigen, denn in der Regel gibt es in den Geschäftsbedingungen (AGB´s) kleine Hinweise – etwa, dass man mit fingierten Kontakten rechnen muss oder dass es „Controller“ / „Animateure“ / „Moderatoren“ gibt. Schaut euch die AGB´s genau an! Wenn ihr dort solche oder ähnliche Stichworte findet, dann nix wie weg!
Bitte lest dazu auch meinen Beitrag «Abzocke über Flirt auf Partnerbörse».
© Beatrice Poschenrieder

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