Es gibt mehrere Fachbegriffe für Männer, die immer Kind bleiben wollen und sich oft kindisch verhalten: Kiddult, Peter-Pan-Syndrom, Muttersöhnchen, “Forever-Young”
Ich weiß nicht, warum so viele Männer im Privaten den Reifegrad von Kindern haben und beibehalten. Sehr viele von ihnen stehen im Beruf – vielleicht auch unter Kumpels oder im Sport – ihren Mann, aber zuhause oder im Umgang mit der Partnerin oder ihrer Mutter sind sie ganz oft wie Kinder.
Manche sehen auch noch ein bisschen aus wie Kinder. Warum zum Teufel haben so viele 40-, 50-, 60jährige Männer Kinderfrisuren? Etwa einen Pony oder Ponyfransen? Ich meine nicht den ganz langen Pony, den manche jungen Männer tragen, trendy, meist schräg aus dem Gesicht. Ich meine diese Un-Frisuren, die aussehen, als hätte sie Mutti mit der Küchenschere mal schnell fabriziert, damit dem Kleinen nicht die Haare in die Augen hängen, also irgendwo über den Brauen abgeschnitten, was dann doof in die Stirn hängt oder ragt.
Wieso tragen manche Männer Klamotten, als hätte sie Mami ihrem 10jährigen Sohn verpasst, wenn sie ihn ein bisschen nett anziehen will für den Besuch bei der Omi?
Wieso unternehmen etliche Männer nie etwas allein wie Radtouren, Reisen, Ausflüge, Kultur, sondern warten auf die Frau, die sie an die Hand nimmt, um mal was zu erleben?
Warum stopfen manche Männer von früh bis spät fast nur solche Lebensmittel in sich hinein, wie sie Kinder bevorzugen? Süßes, Pommes, Pizza, Würstchen, Burger, Corn Flakes, Nudeln, Ketchup, Limonade…
Ich war mal kurz mit einem Mann zusammen, der wirklich sehr nett war, aber seine Freizeit war von Konsum bestimmt: Fernsehen, Kaufen, Musik konsumieren, essen, Alkohol trinken.
Und beim Essen musste es immer süß sein: Brötchen mit Marmelade und Nutella zum Frühstück, mittags Huhn süßsauer oder ein großer Nachtisch, nachmittags Kuchen und abends wieder etwas, was süßlich angemacht war. Dementsprechend sah er auch aus (dicklich). Zudem hatte er eine Glatze und ein rundes Gesicht, und da er weder Bart noch Brille trug, sah er, wenn er nackt vor mir stand, wie ein Riesenbaby aus. Er benahm sich auch oft wie eines, etwa wenn ich ihm sagte, er solle aufhören, über seinen Bauch zu jammern, sondern lieber was tun: Dann schmollte er wie ein Vierjähriger stundenlang mit einem dramatischen Opfergesicht.
Andere Männer wiederum rauchen so süchtig, als nuckelten sie noch an der Mutterbrust, und werden nervös, wenn sie das mal ein paar Stunden nicht kriegen.
Im Prinzip ist ja nichts dagegen einzuwenden, wenn ein Mann raucht oder zu viel Süßes konsumiert oder ein braves Äußeres hat. Mein Bruder isst auch zu viel Süßigkeiten (wegen seines vielen Sports ist er trotzdem schlank), aber in allen anderen Bereichen ist er ein erwachsener Mann, der sein Leben bewusst gestaltet und sich gut um seinen Körper, seinen Geist und um die Welt um sich herum kümmert. Solche Männer stehen bei den meisten Frauen viel höher im Kurs als die, die in etlichen Bereichen noch wie Kinder oder Teenager sind.
Es geht also im Grunde nicht um irgendwelche Konsumgewohnheiten oder Äußerlichkeiten, sondern um Verantwortung, Bewusstheit, aktives Gestalten, Initiative, Mut und derlei.
Die Männer, die ich mit „Reifegrad eines Kindes“ meine, haben mehrere der eingangs genannten Merkmale und in der Regel auch ein bestimmtes Beziehungsverhalten, das ich mal grob in 3 Sorten aufteilen möchte:
Typus 1 erwartet, dass seine Partnerin duldsam und selbstlos ist wie die Ideal-Mutter und wird wütend, starr oder „zu“, wenn sie dem nicht entspricht.
Typus 2 verhält sich in Liebesbeziehungen wie ein braver kleiner Junge, der vielleicht ab und zu mal trotzig aufbegehrt, aber im Großen und Ganzen vermeidet er Aktionen, die „Mutti“ sauer machen könnten, und versucht, ihren (vermeintlichen) Erwartungen zu entsprechen.
Typus 3 ist der Drückeberger, er ergreift die Flucht, wenn´s ihm zu eng, zu viel, zu kompliziert wird (Flucht in Form von Rückzug aus der Beziehung oder auch Flucht in übermäßige Beschäftigung in Bereichen, aus denen die Partnerin ausgeschlossen ist).
Typus 1 bereitet Frauen immer wieder Ärger und Frust, wenn er ohne Rücksicht auf sie und die Beziehung sein Ding durchzieht, Typus 2 verliert leider irgendwann die Achtung der Frau oder wird ihr langweilig, Typus 3 stiftet Verwirrung und Kummer.
Die Fortsetzung dieses Beitrags gibt es hier: Wenn ein Mann ewig Kind bleiben will – Teil 2
Und ein besonders anschauliches Beispiel eines Mannes, der im Grunde noch Kind ist, beschreibe ich in diesem Blogbeitrag!
© Beatrice Poschenrieder