Schöne Sache beim Kennenlernen und für ein gutes Date ist Essen gehen – im Prinzip. Wenn´s nicht das letzte Date sein soll: Lies das hier!
Du lernst grade jemanden kennen und ihr wollt fürs erste/ zweite/ dritte Treffen eine Lokalität ansteuern, um etwas zu essen? Das hat Fürs und Widers (dazu mehr im Beitrag «Wohin beim ersten Date? Der beste Ort, die beste Unternehmung»); im Prinzip ist es eine gute Sache. Bloß gibt´s da ein paar Stolperfallen, mit denen du bei deinem Date ganz schnell Punktabzug kassieren könntest:
1) Location-Gau. Wähle kein superbilliges oder ungemütliches Lokal, schon gar keines mit schlechtem Licht und Essensgerüchen. Nie werde ich vergessen, wie dieser Typ mich quer durch die Stadt in den Wedding fahren ließ („super Asiate“), wo wir dann in einem hässlich-nüchternen, neonbeleuchteten Raum direkt neben der Schwingtür zur Küche saßen; Musik lief auch keine, sondern das laute Brummen eines Getränke-Kühlschranks neben uns. Ich fühlte mich sehr unwohl und reichlich verar…
2) Hau dir nicht schon vorher den Bauch voll. Ja, das gibt´s tatsächlich: Männer und Frauen, die sich mit jemand im Esslokal verabreden und dann ankommen und sagen: „Hach, ich hab gar keinen Hunger, ich hab eben was gegessen.“ Was soll das? Erstens ist es für den unangenehm, der dann allein essen muss, während der Nicht-Esser ihm beim Kauen zuschaut (oder gar von dessen Teller mitisst), zweitens drängt sich der Verdacht auf, der Nicht-Esser sei einfach nur geizig.
3) Bestelle nicht unbescheiden, also unmäßig viel oder das Teuerste auf der Karte, wenn der andere dich eingeladen hat oder wenn ihr Halbe-Halbe abgemacht habt. Sowas wirkt schnell unbedacht und rücksichtslos (siehe auch meine Geschichte «Mach den Zahlemann: Date haben, ohne arm zu werden»).
4) Iss nicht wie ein Honk. Ich hatte mal ein Date mit einem Physiotherapeuten. Man würde ja denken, dass Leute mit diesem Beruf auf ihre Körperhaltung und -sprache achten. Nicht dieser. Er saß am Tisch wie ein sehr alter Mensch mit einem schweren Haltungsschaden: Rücken, Hals, Kopf, Schultern so schlapp über den Tisch gebeugt, dass der Abstand zwischen seinem Mund und dem Teller nur ca 10 cm betrug. Der linke Arm hing unter den Tisch (für alle, die´s nicht wissen: ein echtes NOGO!! Beim Essen gehören beide Hände auf den Tisch, egal ob eine davon untätig herumliegt), der rechte Arm war auf dem Tisch aufgestützt, und aus dieser Position schaufelte er sich das Futter in Windeseile in den fast stets geöffneten Mund, sodass er auch noch unappetitlich schmatzte.
Diesen Punkt möchte ich extra betonen:
5) Mach keine deutlich hörbaren Essgeräusche. Schmatzen, schnaufen, schlingen, laut schlürfen…: Dein Date wird sich dabei nämlich sofort vorstellen, dass sie/ er das im Falle einer Beziehung täglich hören muss.
6) Nicht reinhauen oder stopfen, als ob du kurz vor dem Hungertod bist und die nächste Hungerperiode schon bevorsteht. Wenn ich eigentlich an einem Mann interessiert bin und dann mitkriege, wie er so schnell isst, dass man sich fragt, ob ihm je bewusst wird, dass er Kauwerkzeuge und Geschmacksknospen besitzt, berührt mich das unangenehm: es wirkt gierig, gedankenlos, unachtsam, unkultiviert und als ob er nicht fähig ist zu genießen; augenblicklich vergeht mir der Appetit auf ihn. Abgesehen davon, ist es nicht schön, wenn er schon fertig ist, während ich grade erst angefangen habe.
7) Allzu viel mit vollem Mund reden: Speisebröckchen bleiben nicht nur am Arm deines Dates hängen, sondern auch in dessen/deren Gedächtnis. Nötige auch dein Gegenüber nicht, dauernd mit vollem Mund zu reden. Löchere ihn/sie während des Essens nicht mit Fragen. Und sei auch selbst nicht so ein anstrengender Gesprächspartner – sonst kann der andere gar nicht in Ruhe speisen.
8) Benutze das richtige Besteck. Ich habe zum Beispiel schon öfter erlebt, dass mein Datepartner das Curry oder das koreanische Bibimbap mit dem Esslöffel in sich hineinschaufelte wie ein Waldschrat, statt die dafür vorgesehene Gabel oder die Stäbchen zu benutzen. In unseren Breitengraden ist der Esslöffel entweder dafür da, den Reis und das Gericht auf deinen Teller zu schöpfen, oder (wie beim Bibimbap) es umzurühren. Wenn du nicht mit Stäbchen umgehen kannst, dann lern es – das ist echt kein großes Ding.
9) Nicht das Essverhalten des anderen kommentieren/ bewerten („Du isst ja wenig / viel / schnell / ungesund / …“), es sei denn, es geht gar nicht anders, weil es dir die Freude am Essen verhagelt. Versuche es für diese erste gemeinsame Mahlzeit zu ertragen; vielleicht verhält er/sie sich nur aus Unsicherheit so.
10) Ungerechtes Bezahlen. Schlage nicht vor, die Rechnung durch zwei zu teilen, wenn dein Anteil deutlich höher ist; übernimm entweder alles oder sag „getrennt“.
© Beatrice Poschenrieder
Hach ja, liebe Beatrice,
ich habe fast all Deine Blog-Beiträge gelesen und viel gelacht, mich nicht mehr so allein gefühlt mit den vielfach schrägen Erfahrungen und die Solidarität mit Dir genossen.
Heute — muss ich mal die Gegenfahne schwenken: Mach dies nicht/tu das nicht-Ratschläge sind eher kontraproduktiv! Ja, es ist superärgerlich, wenn der süße Typ auf dem Foto keinen anständigen Satz formulieren kann oder nur drei Worte übrig hat. Wenn das Date bei der Begrüßung die Sonnenbrille nicht abnimmt und sie eine Stunde später immer noch auf der Nase hat. Wenn der Vielversprechende komische Geräusche von sich gibt, kein Benehmen zeigt, unaufmerksam ist oder mich zutextet. Aber das ist doch die allererste und beste Gelegenheit für mich zu beobachten, mit wem wir es hier eigentlich zu tun habe! Wenn ein Mensch beim Essen schmatzt und schlürftl, ist er ein Mensch, der beim Essen schmatzt und schlürft. Wenn ein Mensch pausenlos damit beschäftigt ist, über sich selbst zu reden, ist er ein Mensch, der pausenlos über sich selbst redet. Diese Informationen sind unglaublich wichtig!
Sich die einem eigenen Verhaltensweisen beim ersten Date zu verkneifen, verzögert den Durchblick für den anderen nur unschön. Ich bin deshalb inzwischen dankbar für jedes No-Go, das sich schnell zeigt.
Das verkürzt den Leidensweg… und schafft Raum für das echt Gute. 😉
Liebe Grüße von
Beateeh
Liebe Beate,
vielen Dank für deinen erfrischenden Kommentar! Ja, das ist ein Aspekt, der häufig zutrifft – aber längst nicht immer. Damit meine ich: Menschen sind lernfähig. Die meisten Fauxpas in dem Beitrag sind einfach nur schlechte Angewohnheiten, und die kann man sich abgewöhnen. Vielen fällt es gar nicht auf, dass sie beim Essen(gehen) gewisse Dinge tun, und die sind dann froh, wenn sie mal drauf aufmerksam gemacht werden. Oft wird den Betreffenden erst dann klar, warum es nach diesen Essens-Dates kein nächstes Date gab, und dann sind die meisten gern bereit, die eine oder andere Verhaltensweise zu modifizieren. 🙂
Danke für die Tipps.
In Thailand essen sie ihr Curry übrigens schon mit dem Esslöffel. Da wird erst der Reis in den Mund gelegt und anschließend etwas vom Curry hinterher. Stäbchen bekommt man da im Restaurant nicht mal.
Hi Andrew! Die Männer, von denen ich in dem Beitrag spreche, essen ihr Curry nicht auf die von dir beschriebene Art, sondern (wie ich dort schreibe) schaufeln es sich mit dem Esslöffel rein wie ein Waldschrat. Zudem spreche ich ja nicht nur Currys, sondern auch von koranischem Bibimbap, und es gibt Currys in allen möglichen Asia-Küchen. In Berlin hat es fast keine Thai-Restaurants mehr, aber unzählige vietnamesische und auch noch ziemlich viele chinesische. Vietnamesen, Chinesen und Koreaner essen mit Stäbchen.